Biografie
Hans Vogt wurde am 25. September 1890 als Kind des Schmiedemeisters Jacob Elias Vogt in Wurlitz geboren. Er entwickelte früh eine Lust am Basteln, Werken und Experimentieren. Erste Einblicke in die Elektrotechnik gewährte ihm der Sohn des Bahnvorstands. Heimlich untersuchten die Buben die Räume des kürzlich eröffneten Stationsgebäude und entdeckten geheimnisvolle Gerätschaften. Wie etwa die elektrochemische Stromquelle des Morseapparats, die er sofort zu Hause nachzubauen versuchte.
Hans Vogt absolvierte seine 7-jährige Volksschulzeit in Wurlitz. Anschließend trat er als Lehrling in die Schlosserei von Christian Gelius ein. Die finanzielle Situation der Familie ließ eine höhere Schulbildung nicht zu, sodass eine Entscheidung über einen zu erlernenden Beruf getroffen werden musste. Am liebsten wäre ihm eine feinmechanische Ausbildung, Optik oder Elektrik gewesen. Aus naheliegenden Gründen plädierte der Vater fürs Schmiedehandwerk, sodass ein Kompromiss geschlossen wurde. Nach der erfolgreichen Gesellenprüfung kam es zu Konflikten im Elternhaus und er packte im Frühjahr 1908 seine Sachen, um als wandernder Geselle sein Glück zu versuchen. Die Reise endete in Schwarzenbach an der Saale, wo er ein günstiges Quartier und Arbeit in einer Fabrik fand.
Die
Lehrwerkstatt
im Angergäßchen
ist heute Museum,
die Mechanische Werkstatt.
Im Oktober 1910 begann Hans Vogt
seinen dreijährigen Militärdienst.
Diesen absolvierte er bei der
Kriegsmarine in Kiel, wo er mit der Funkentelegraphie und dabei auch mit der
Liebenröhre in Berührung kam. Als die
Militärzeit endete war ihm klar geworden, dass seine berufliche Zukunft in der
Großstadt lag.
Im Jahr 1913 trat er eine Stelle als Techniker in einem Berliner Laboratorium an. Als der Erste Weltkrieg beginnt hat der Berliner Betrieb mit kriegswichtigen nachrichtentechnischen Aufträgen reichlich zu tun, so dass er einen großen Teil der vier Jahre nicht an der Front, sondern im Laboratorium verbringt.
Hans Vogt gründet im Jahr 1919 zusammen mit Joseph Massolle und Dr. Joseph Engl ein Laboratorium für Kinematographie. Für seine Idee, die Kinobilder zum Sprechen zu bringen, brauchte Vogt Hilfe und gründete mit den beiden Technikern Joseph Massolle und Jo Engl die Firma Tri-Ergon. Ein Grund, sich Tri-Ergon - das Werk der Drei - zu nennen soll gewesen sein, dass man sich so nicht auf eine bestimmte Reihenfolge bei der Namensnennung der Erfinder festlegen musste, sondern alle als Kollektiv beziehungsweise als Team auftreten konnten.
Die Erfindung des Tonfilms
Am 1. Juli 1919 wird das "Laboratorium für Kinematographie" gegründet und zwar in einem früheren Blumenladen in der Babelsberger Str. 49, Berlin-Wilmersdorf. Das "stille Örtchen" wird zur Dunkelkammer, der Kohlenkeller zu Glasbläserei und Vakuum-Labor. Die gesamte Kette, von der Mikrophonaufnahme über die Lichttonaufzeichnung, das Abspielen, Leistungsverstärkung und Lautsprecherwiedergabe, mussten von den Mitgliedern des Tri-Ergon in den folgenden Jahren gründlich und innovativ bearbeitet werden, zuzüglich der photochemischen und mechanischen Probleme.
Mitte 1920 werden erste verständliche Tonfilmstreifen aufgenommen und wiedergegeben.
Am 17. September 1922 gab es eine öffentliche Premiere im Kinopalast "Alhambra" am Ku'damm, mit zwei Stunden Programm. Es wurde der „erste“ deutsche Tonfilm DER BRANDSTIFTER vor rund 1.000 Zuschauern präsentiert. Zwar gab es den Ton im Film schon vorher, aber die Revolution war erstmals eine synchrone Wiedergabe von Bild und Ton, ermöglicht durch das Lichttonverfahren. Der zweistündige Film machte im Blätterwald zwar Furore, doch die Industrie interessierte sich nicht für das teure Verfahren und scheute sich vor den Problemen mit Sprachversionen am Weltmarkt.
Für den Tonfilm war die Zeit noch nicht reif, der Stummfilm wird für künstlerisch wertvoller gehalten. Die Männer an den Schaltstellen der Wirtschaft verkennen die Bedeutung von der Erfindung von Hans Vogt. Schließlich zerschlagen sich die Hoffnungen, die im Zusammenhang mit den Tonfilmversuchen entstandenen weiteren Entwicklungen und Patente wirtschaftlich zu verwerten. Vogt, Massolle und Engl mussten wegen finanzieller Schwierigkeiten die Patente in die Schweiz verkaufen und zwar an einen Schweizer Rechtsanwalt.
Im Jahr 1928 gehen die Lichtton-Patente an die Tonbildsyndikat AG (Tobis). Die Erfinder sind bereits zuvor mit bescheidenen Beträgen abgefunden worden.
Den Siegeszug des Tonfilms leiten ab den 1930er Jahre schließlich Amerikaner ein. Die Lichtton-Patente gelangten nach Amerika, wo William Fox für seine gleichnamige Firma die Rechte erwarb. Nachdem sich nun doch erste kommerzielle Erfolge für Tonfilme im Nadelton-Verfahren eingestellt haben, ist auch die Zeit reif für das Lichtton-Verfahren. Der Siegeszug des Tonfilms begann!
Die bahnbrechende Innovation von Hans Vogt hat die Unterhaltungstechnik maßgeblich beeinflusst und ist bis heute im Einsatz.