Mit einem Festakt im spanischen Flair wurde die neu gestaltete Hauswand
nun der Öffentlichkeit am 2. Juni 2018 um 14.00 Uhr übergeben. In Rehau wurde
damit ein Zeichen gesetzt, ein Zeichen der Unterstützung für Eugen Gomringer,
der in Rehau seit vielen Jahren sein Zuhause hat. Das Gedicht „avenidas“ ging
deutschlandweit durch die Medien und führte vielerorts zu ausschweifenden
Debatten. Am ursprünglichen Standort des Gedichtes, nämlich der Alice Salomon
Hochschule in Berlin, klagte man über angebliche sexistische Hintergründe der
Zeilen von Eugen Gomringer. Das Gedicht besteht aus den spanischen Wörtern für
Alleen, Blumen, Bäumen, Frauen und einem Bewunderer, der von Mitgliedern der
Studierenden-Vertretung „Asta“ als frauenverachtend empfunden wurde. „Frauen werden
im letzten Vers zu Objekten gemacht“, so eine der Kritikerinnen. Nach einem
langen demokratischen Prozess haben dann die Hochschulleitung und die
Studentenschaft entschieden, das Gedicht von der Fassade entfernen zu lassen.
Gomringer selbst hat die Debatte um seine Zeilen nie verstanden.
In Rehau stand hingegen relativ schnell fest, Eugen Gomringer in jeder Hinsicht zu unterstützen. So beschloss der Stadtrat in seiner Sitzung am 31. Januar 2018, das Gedicht an eine Fassade im Zentrum von Rehau anzubringen. „Das Gedicht ist eine schöne Hommage an diese schöne Stadt Rehau“, so Eugen Gomringer, nachdem der Ortswechsel des Gedichtes feststand.
Den Zuspruch für diese Entscheidung bekam Bürgermeister Michael Abraham und auch Eugen Gomringer selbst durch zahlreiche positive Rückmeldungen per E-Mail, Anrufe, Briefe und in den sozialen Medien. „Mit Freude, Respekt und dem Wunsch, dass die Anbringung des Gomringer Gedichtes „avenidas“ in Rehau zahlreiche Bewunderer findet, danke ich Ihnen für diese große Tat. Sie haben in dieser hitzigen Debatte einen beruhigenden und zugleich mutigen Schritt gewagt, für den ich Ihnen, aber auch dem gesamten Stadtrat meine Glückwünsche ausspreche“, lautet nur eine der vielen positiven Nachrichten die den Bürgermeister aus Rehau erreichten. Nicht nur hier hat man mit der Anbringung des Gedichtes in der Öffentlichkeit ein Zeichen pro Gomringer gesetzt.
Begleitet von einem
kurzweiligen Programm wurde nun das Gedicht an einer Fassade am Maxplatz in
Rehau gebührend eingeweiht. Am Vormittag wurde im festlichen Rahmen der Kunstpreis
des Landkreises Hof an Eugen Gomringer verliehen. Das Kunsthaus Rehau, das im
Jahr 2000 von Prof. Gomringer selbst etabliert und seither auch von ihm geleitet
wird, war für die Preisübergabe wohl ein geeigneter Ort. Am frühen Nachmittag wurde
dann die Einweihung der Fassade gefeiert. Sowohl Bürgermeister Michael Abraham
als auch Laudator Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter der Literaturwerkstatt in Berlin,
richteten ehrende Worte an Professor Gomringer. Spanische Musik und leckere
Tapas luden anschließend zum ungezwungenen Verweilen und Austauschen ein. Als
Anlehnung an „avenidas“ wurde die Straße am Maxplatz zur blumengeschmückten
Allee. Anlässlich des Festaktes zur Fassadeneinweihung konnte man ab 13 Uhr die
Ausstellung „Konkrete Kunst“ von Eugen Gomringer im REHAU ART besuchen. Eine Diskussionsrunde
im Kunsthaus mit Professor Eugen Gomringer, Dr. Wohlfahrt und den ehemaligen
Juroren des Alice-Salomon-Poetik-Preis, Prof. Theda Borde, Dr. Jens Stupin und
Dr. Friedrich Block, war dann der Abschluss einer rundum gelungenen Feier.